Eine Taucherin des Projektes „Geisternetze – tödliche Fallen“ befreit einen Seeskorpion, der sich in einem Netz verfangen hat. (Foto: © Wolf Wichmann) |
Neue Sonderausstellung „Geisternetze – tödliche Fallen“ im MEERESMUSEUM Stralsund
(Stralsund) Museen sind die Bewahrer des kulturellen Erbes der Menschheit. Sie widmen sich aber auch aktuellen gesellschaftlich relevanten Themen, wie z. B. dem Plastikmüll in den Meeren. „Wir möchten informieren und sensibilisieren“, erklärte Museumsdirektor Dr. Harald Benke, „um auf ein existenzielles Problem der Menschheit hinzuweisen – die zunehmende Vermüllung unserer Meere.“Im MEERESMUSEUM Stralsund wurde die neue Sonderausstellung „Geisternetze – tödliche Fallen“ eröffnet. In der Ostsee gehen jährlich tausende Fischernetze verloren. Allein vor den deutschen Küsten sind die Positionen von hunderten verlorenen Netzen belegt. Im Jahr 2013 wurde ein Projekt zur Dokumentation der „Geisternetze“ gestartet. Forschungstaucher wiesen innerhalb eines Jahres rund um die Insel Rügen 28 Hindernisse nach – zumeist Wracks – an denen Netze verloren gingen. Die Untersuchungen bilden eine wichtige Grundlage zur Bergung der Netze, die ein erheblicher Teil des weltweiten Müllproblems in den Meeren sind. Die Projektergebnisse sind erstmalig in der Wanderausstellung „Geisternetze“ zu sehen, die ein Gemeinschaftsprojekt von WWF Deutschland, archaeomare e. V. sowie Deutsches Meeresmuseum ist und von der Schweizer Drosos Stiftung sowie dem UmweltBundesamt unterstützt wurde.
Zahlreiche großformatige Fotos zeigen u. a. ein Netz aus Nylonfäden, das für eine Eisente zur tödlichen Falle wurde; einen noch lebenden Seeskorpion, der sich in einem Geisternetz verfangen hat und an Strand gespülte Netzreste. Vitrinen und Großexponate, wie z. B. eine Netzegge zum Bergen von Netzen, das Modell eines Lummenfelsens auf Helgoland und eine Messstation zur Maschenweite von Fischernetzen, ergänzen die Fotodokumentation.
Jochen Lamp, Leiter des WWF Ostseebüros in Stralsund, hofft, dass die Ausstellung aktiv von den Besuchern angenommen wird und bleibende „aha-Effekte“ zu den unsichtbaren Gefahren am Meeresgrund schafft. „Das Anliegen des WWF ist auch, Lösungsansätze zur Bergung und Wiederverwertung von Geisternetzen aufzuzeigen. So vermittelt die Ausstellung auch, wie aus Nylonnetzen neue Venylgarne für Kleidung, Taschen und Teppiche erzeugt werden“, ergänzte Lamp.
Zeitgleich fand ebenfalls im MEERESMUSEUM die Ausstellungseröffnung zu „Mensch · Müll · Meer“ der Küsten Union Deutschland (EUCC-D) statt, die im Rahmen des Projektes MARLISCO entstanden ist. Ziel der Arbeiten in MARLISCO ist es, die Sensibilisierung der Gesellschaft für die ökologischen und ökonomischen Probleme durch Meeresmüll zu steigern und dadurch Entscheidungen und Verhaltensweisen in der Gesellschaft zugunsten eines besseren Meeresschutzes zu beeinflussen. Die Ausstellung wird zeitgleich in 14 weiteren Ländern Europas gezeigt. Die Sonderausstellung „Mensch · Müll · Meer“ wurde umgesetzt von EUCC - Die Küsten Union Deutschland e. V. (EUCC-D) mit Unterstützung durch das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt MARLISCO.
Ihre eigene Betrachtungsweise hat Museumsgrafikerin Anita Riechert zu „Meer und Müll“. Sieben ihrer Arbeiten – größtenteils Collagen – sind im Bistrobereich des MEERESMUSEUMs zu sehen. Neben Farben und Formen spielt die Künstlerin auch mit Worten. So wird z. B. die Tragetasche zur Tragiktasche.
Die drei Sonderausstellungen im MEERESMUSEUM Stralsund sind bis einschließlich 23. November 2014 zu sehen: bis einschließlich September täglich von 10:00 bis 17:00 Uhr; ab Oktober ist Montag Ruhetag. Danach sollen sie als Wanderausstellungen zu weiteren Stationen entlang der Ostsee reisen.
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