Rügen (FK) Eine „NABU-Verpreller-Straße“ plakatieren Freunde und Auftragnehmer der neuen B96n öffentlichkeitswirksam und mit kostenintensiven Schildern neben der alten B96. Das ist Rügens Wirtschaftsmacht: persönliche Beschimpfung statt sachlicher Auseinandersetzung von angeblichen Wirtschaftsbossen, die auf satte Pfründe hoffen. Um die Sache geht es hier nicht, muss einmal deutlich gesagt werden.
Anders der Streit in Rambin. Der geht quer durch die Bevölkerung des Ortes, da die Trassenführung dort einerseits nicht allen gefällt, andererseits die Straße wegen Verkehr häufig kaum querbar ist.
Rügen ist also einmal mehr im Fieber der Neubauten. Und schießt sich mal wieder ein. Hier einige persönlich gefärbte Hintergründe.
Nur Ortskundige werden das Wortspiel auf dem Acker nach Stralsund rechts und nach Samtens links der Straße identifizieren können, das eine einzelne Person mit professionellen Mitteln zum Symbol diverser Versäumnisse um den Straßenneubau und der gesamten öffentlichen Debatte macht: Marlis Preller, NABU-Mitglied.
Die frühere Vorsitzende vor dem derzeitig eher farblos und in Endzeitstimmung agierenden NABU-Chef Joachim Kleinke kam schon häufiger ins Ziel solcher Gegner aus der angeblichen Wirtschaft und deren Attacken. Beispielsweise 2004 bei einer Kreistagserörterung im Vorfeld des Planungsverfahrens der neuen Rügenbrücke und B96n, als eine komplett getarnte Bergener Baufirma die damalige Vorsitzende und Aktivistin des NABU Rügen namentlich auf ihren Transparenten angriff und zum Freiwild erklärte. So viel Freiheit konnte der Inhaber dann doch nicht ertragen. Ein klarer Angriff auf einen gewählten Souverän. War sie doch damals auch Kreistagsabgeordnete.
Pikant dabei für die professionell mit Baumaterial und Werkzeug ausgestatteten „Demonstranten“: ihr Chef stand früher mal unter SED Vorzeichen als Parteisekretär auch ganz oben und hat sein Handwerk für das Volk der Demos von der Pike auf gelernt. Das Handwerk des Kapitalisten übrigens auch, legen manche einstige Genossen nach und so verwundert nicht, dass seine ganze Firma in Erwartung von Arbeitsplätzen und Profit das Recht auf „freie“ Meinungsäußerung „demonstrierte“.
„Nach der Wende hatten wir die Illusion, wir könnten hier einen anderen, einen sanfteren Tourismus entwickeln“, erinnert sich Marlies Preller im Greenpeace-Magazin im Jahr der Brückeneröffnung, „aber diese Chance wurde verschenkt.“
Nicht immer allerdings agierte die frühere Vorsitzende und Kreistagsabgeordnete des „Bündnis für Rügen“ so diplomatisch geschickt. Manche werfen ihr zwischenzeitlich auch eine gewisse Selbstherrlichkeit in ihrer Rolle vor. Titelte das Greenpeace-Magazin 2007 nur noch „Kreidefelsen und Beton“, wurde die Umweltschützerin schon früher einmal in einer Schlagzeile des selben Blattes zur „Retterin der Insel“ mit Portraitfoto gemacht. Was ihr unter dem Aspekt Personenkult nicht nur Freunde einbrachte. Denn hatte sie nicht wenigstens den einen oder die andere MitstreiterIn?
Als Kreisvorsitzende des Naturschutzbunds (NABU) war Preller so etwas wie die oberste Anwältin der Natur auf Rügen. So sah es das Magazin und so sehen es ihre tatsächlichen Feinde, die das kaum sportlich nehmen, noch heute. Ihnen geht es ja meist um persönliche Vorteile, wie anhand dr Positionen leicht zu überprüfen ist. Doch im Gegensatz zum geschassten früheren Nationalparkchef Michael Weigelt ist sie Rüganerin und diesen Bonus nimmt ihr keiner. Er trug wohl auch samt ihrer Unabhängigkeit zum inhaltlichen Überleben bei. Wo immer es also das Gesetz und ihre Einsicht verlangt, Umweltschützer in Planungsvorhaben einzubeziehen, ist die wortgewandte, jung wirkende 59-Jährige gefragt. Sie hat ihr ganzes Leben auf Rügen verbracht, kennt und liebt die Insel und kämpft darum. Oft stellveretend für viele Schweiger. Und oft auch vergeblich. Doch werden wohl erst Generationen nach ihr die Rolle ihrer Aktivitäten um die Resource Natur auf Rügen wirklich einschätzen können.
Wer ihr allerdings beim Buhlen um die Gunst der Publicity in die Quere kommt, darf sich auch als vermeintlich befreundeter BUND oder als Partei Die Grünen warm anziehen, sollte die Fahne des NABU oder ihr Gesicht nicht zu sehen sein. Eine einzige gemeinsame Aktion von NABU, BUND und den damals im Erstarken befindlichen Grünen Rügens wurde zumindest der Schlüssel zum Auflösen der Partei auf Rügen zugunsten von Einzelinteressen. Dank dem Taktieren Marlis Prellers, die einen offenen innerparteilichen Konflikt zum Ausbruch brachte und es selbst nicht einmal merkte.
Dennoch steht sie seit der Wende für den Widerstand gegen die Meyer-Werft ebenso wie vieles mehr und nimmt nicht als Person sondern als Mitglied einer der sogenannten Träger öffentlicher Belange (TÖBs) eine gesetzliche Rolle jenseits persönlicher Vorteile ein. Wer will ihr das vorhalten? Während die touristischen Gegner eines Fischwerkes aus Binz wegen der Einleitung von Abwässern in die Binzer Bucht anfangs erbittert fochten, später die wichtigsten Caterer der Betreiber bei Großveranstaltungen wurden, ist von Marlis Preller so etwas eben nicht zu berichten. Ihr Geschäft bleibt die Natur und sie bleibt klar und redlich, keinesfalls käuflich.
Die rote PDS-Landrätin dagegen will es allen recht machen. Sie möchte gerne auch für die Gegner des früheren Klassenfeindes CDU wirtschaftsfreundlich sein und vielleicht wurden auch daher aus ihrem Hause die Ausgleichsflächen für die verlorenen Vogelschutzgebiete erst nach einer Rüge der EU mit zweijähriger Verspätung benannt. Schließlich kennt man sich unter anderen Vorzeichen vielfach schon vor der politischen Wende. Verzögerung in Einheit mit der Landesregierung übrigens, die das toleriert hatte. Eine Rüge für das Land ebenso wie für den ohnehin schon überforderten und unterbevölkerten Landkreis war die Folge. Und die heutige Verzögerung der Straße zur Brücke, was den Unmut und das Schild nach sich zieht. Doch klar und deutlich: es war die Aufgabe des NABU, dieses anzuprangern und der EU zu stecken. Immerhin ist Rügen Zielregion eins für zahlreiche Subventionen, die auch Tourismus fördern sollen. Und Natur gehört zu dessen Hauptkapital.
Kritik konnte sicher nicht kommen von Koryphäen wie dem Geschäftsführer des Bauernverbandes. Der wenige Tage vor Ende der damaligen Einspruchsfrist gegen die Straße sich erstmalig im Büro des NABU die maßstäblich in voller Länge über einen Flur aufgehängte Karte mit dem Landverbrauch anschaute und vom Verlust wertvollen Ackerlandes von über 200 Hektar für Ausgleichs- und Baumaßnahmen angeblich schockiert war. Doch was hätte ein solcher Interessensvertreter noch tun sollen, wenige Tage vor Ende der Fristen? Wo war er davor? Wo doch jeder schon lange vorher wusste und auch heute weiß, dass die Flächen Rügens kostbar, das Ackerland unersetzlich ist. Zumal das ökologisch zertifizierte wie das von René Thom in Samtens. Er verliert gleich zweimal Land: in Samtens für eine Auffahrt die Weidefläche seiner Hühner und Gemüseacker und in Stönkvitz für Ausgleichsflächen. Da werden Büsche auf Ökoland gepflanzt.
Es gibt weitere Aktive, ebenfalls heute populär in Sachen Wirtschaft, A20 und B96n. Davor über fast 20 Jahre als Chef des Fährhafens Sassnitz-Mukran und heute eben Lobbyist im Stand des Rentners. Ob er wohl jemals die als Touristennotwendigkeit vorgeschobene Brücke und Straße als das benennen würde, was sie wirklich ist? Eine Infrastrukturmaßnahme für die Logistik des Fährhafens, der 3,5 Stunden Revierfahrt mit Lotsen nach Rostock spart, eisfrei ist und nicht zuletzt mit dem derzeitigen Nord-Stream-Pipelinegeschäft expandiert und angeblich Straßenkapazität benötigt, obwohl er den umfangreichsten Bahnanschluss der Ostsee gewährleistet und nicht so stark auf Lkw setzen müsste? Favorisiert das Verkehrskonzept der EU sowieso schon lange die Devise from Road to Ship. Zudem mit Terminal zum Umachsen von oder nach der russischen oder künftig finnischen Breitspur und Verladung auf die RoRo-Fähren.
Niemand von den „Wirtschaftslobbyisten“ wird bis zur Fertigstellung der Straße nach Bergen mit 18 Brückenbauwerken sagen, dass der Stau, der auch nach Eröffnung am 20. Oktober 2007 nicht abgenommen hat, künftig vor der Kreisstadt stehen wird, da beispielsweise das Mönchgut dem Verkehr einfach nicht mehr gewachsen ist. Auch nicht der kreiseigene Öffentliche Personnennahverkehr (ÖPNV), weil ebenfalls straßenabhängig und keinesfalls auf eine Ersatzleistung statt des Individualverkehrs aus. Dafür ist die Kfz-Lobby wieder zu groß. Vor allem, wenn die Brücke für bisher über 125 Millionen Euro nun freie Fahrt suggeriert und die schnellen Tagesgäste von Hamburg und Berlin antreten, die nachhaltigeren Wochenurlauber dann zusätzlich zu verärgern. Auf Hiddensee im Kleinen lange schon zu beobachten.
Niemand hört auch heutzutage mehr gerne, dass der zwischenzeitlich wegen Bordellbesuchen in St. Petersburg, finanziert aus der Portokasse des Fährhafens, verurteilte frühere Geschäftsführer als Lobbyist beim IHK Verkehrsausschuss gar intern diskutierte, ob man nicht einen Einbahnverkehr am Hafen vorbei über die Feuersteinfelder leiten solle. Das hat ihm dann vor seinem Fall glücklicher- und wohl auch schlauerweise jemand ausgeredet. So leicht wollte man es Marlis Preller und den sogenannten Grünen, wer immer das auf Rügen auch heute sein soll, dann doch nicht machen.
Doch merke: ebenso wie die verdeckte Lobby für Brücke, Straße, Verkehr und weitere Großbauten ihre Unterstützer hat – beispielsweise das mittlerweile abgelehnte DONG-Kraftwerk, wo sich die selben Befürworter immer wieder treffen –, so steht Marlis Preller nicht alleine da. Sie ist nur ein Kopf, dessen sinnbildlich gesehen, Hände und andere Gliedmaßen von vielen anderen mit bewegt werden. Da muss man dann für die Sache eben auch mal eine (grüne) Kröte schlucken.
© 2009/Felix Krull
Anders der Streit in Rambin. Der geht quer durch die Bevölkerung des Ortes, da die Trassenführung dort einerseits nicht allen gefällt, andererseits die Straße wegen Verkehr häufig kaum querbar ist.
Rügen ist also einmal mehr im Fieber der Neubauten. Und schießt sich mal wieder ein. Hier einige persönlich gefärbte Hintergründe.
Nur Ortskundige werden das Wortspiel auf dem Acker nach Stralsund rechts und nach Samtens links der Straße identifizieren können, das eine einzelne Person mit professionellen Mitteln zum Symbol diverser Versäumnisse um den Straßenneubau und der gesamten öffentlichen Debatte macht: Marlis Preller, NABU-Mitglied.
Die frühere Vorsitzende vor dem derzeitig eher farblos und in Endzeitstimmung agierenden NABU-Chef Joachim Kleinke kam schon häufiger ins Ziel solcher Gegner aus der angeblichen Wirtschaft und deren Attacken. Beispielsweise 2004 bei einer Kreistagserörterung im Vorfeld des Planungsverfahrens der neuen Rügenbrücke und B96n, als eine komplett getarnte Bergener Baufirma die damalige Vorsitzende und Aktivistin des NABU Rügen namentlich auf ihren Transparenten angriff und zum Freiwild erklärte. So viel Freiheit konnte der Inhaber dann doch nicht ertragen. Ein klarer Angriff auf einen gewählten Souverän. War sie doch damals auch Kreistagsabgeordnete.
Pikant dabei für die professionell mit Baumaterial und Werkzeug ausgestatteten „Demonstranten“: ihr Chef stand früher mal unter SED Vorzeichen als Parteisekretär auch ganz oben und hat sein Handwerk für das Volk der Demos von der Pike auf gelernt. Das Handwerk des Kapitalisten übrigens auch, legen manche einstige Genossen nach und so verwundert nicht, dass seine ganze Firma in Erwartung von Arbeitsplätzen und Profit das Recht auf „freie“ Meinungsäußerung „demonstrierte“.
„Nach der Wende hatten wir die Illusion, wir könnten hier einen anderen, einen sanfteren Tourismus entwickeln“, erinnert sich Marlies Preller im Greenpeace-Magazin im Jahr der Brückeneröffnung, „aber diese Chance wurde verschenkt.“
Nicht immer allerdings agierte die frühere Vorsitzende und Kreistagsabgeordnete des „Bündnis für Rügen“ so diplomatisch geschickt. Manche werfen ihr zwischenzeitlich auch eine gewisse Selbstherrlichkeit in ihrer Rolle vor. Titelte das Greenpeace-Magazin 2007 nur noch „Kreidefelsen und Beton“, wurde die Umweltschützerin schon früher einmal in einer Schlagzeile des selben Blattes zur „Retterin der Insel“ mit Portraitfoto gemacht. Was ihr unter dem Aspekt Personenkult nicht nur Freunde einbrachte. Denn hatte sie nicht wenigstens den einen oder die andere MitstreiterIn?
Als Kreisvorsitzende des Naturschutzbunds (NABU) war Preller so etwas wie die oberste Anwältin der Natur auf Rügen. So sah es das Magazin und so sehen es ihre tatsächlichen Feinde, die das kaum sportlich nehmen, noch heute. Ihnen geht es ja meist um persönliche Vorteile, wie anhand dr Positionen leicht zu überprüfen ist. Doch im Gegensatz zum geschassten früheren Nationalparkchef Michael Weigelt ist sie Rüganerin und diesen Bonus nimmt ihr keiner. Er trug wohl auch samt ihrer Unabhängigkeit zum inhaltlichen Überleben bei. Wo immer es also das Gesetz und ihre Einsicht verlangt, Umweltschützer in Planungsvorhaben einzubeziehen, ist die wortgewandte, jung wirkende 59-Jährige gefragt. Sie hat ihr ganzes Leben auf Rügen verbracht, kennt und liebt die Insel und kämpft darum. Oft stellveretend für viele Schweiger. Und oft auch vergeblich. Doch werden wohl erst Generationen nach ihr die Rolle ihrer Aktivitäten um die Resource Natur auf Rügen wirklich einschätzen können.
Wer ihr allerdings beim Buhlen um die Gunst der Publicity in die Quere kommt, darf sich auch als vermeintlich befreundeter BUND oder als Partei Die Grünen warm anziehen, sollte die Fahne des NABU oder ihr Gesicht nicht zu sehen sein. Eine einzige gemeinsame Aktion von NABU, BUND und den damals im Erstarken befindlichen Grünen Rügens wurde zumindest der Schlüssel zum Auflösen der Partei auf Rügen zugunsten von Einzelinteressen. Dank dem Taktieren Marlis Prellers, die einen offenen innerparteilichen Konflikt zum Ausbruch brachte und es selbst nicht einmal merkte.
Dennoch steht sie seit der Wende für den Widerstand gegen die Meyer-Werft ebenso wie vieles mehr und nimmt nicht als Person sondern als Mitglied einer der sogenannten Träger öffentlicher Belange (TÖBs) eine gesetzliche Rolle jenseits persönlicher Vorteile ein. Wer will ihr das vorhalten? Während die touristischen Gegner eines Fischwerkes aus Binz wegen der Einleitung von Abwässern in die Binzer Bucht anfangs erbittert fochten, später die wichtigsten Caterer der Betreiber bei Großveranstaltungen wurden, ist von Marlis Preller so etwas eben nicht zu berichten. Ihr Geschäft bleibt die Natur und sie bleibt klar und redlich, keinesfalls käuflich.
Die rote PDS-Landrätin dagegen will es allen recht machen. Sie möchte gerne auch für die Gegner des früheren Klassenfeindes CDU wirtschaftsfreundlich sein und vielleicht wurden auch daher aus ihrem Hause die Ausgleichsflächen für die verlorenen Vogelschutzgebiete erst nach einer Rüge der EU mit zweijähriger Verspätung benannt. Schließlich kennt man sich unter anderen Vorzeichen vielfach schon vor der politischen Wende. Verzögerung in Einheit mit der Landesregierung übrigens, die das toleriert hatte. Eine Rüge für das Land ebenso wie für den ohnehin schon überforderten und unterbevölkerten Landkreis war die Folge. Und die heutige Verzögerung der Straße zur Brücke, was den Unmut und das Schild nach sich zieht. Doch klar und deutlich: es war die Aufgabe des NABU, dieses anzuprangern und der EU zu stecken. Immerhin ist Rügen Zielregion eins für zahlreiche Subventionen, die auch Tourismus fördern sollen. Und Natur gehört zu dessen Hauptkapital.
Kritik konnte sicher nicht kommen von Koryphäen wie dem Geschäftsführer des Bauernverbandes. Der wenige Tage vor Ende der damaligen Einspruchsfrist gegen die Straße sich erstmalig im Büro des NABU die maßstäblich in voller Länge über einen Flur aufgehängte Karte mit dem Landverbrauch anschaute und vom Verlust wertvollen Ackerlandes von über 200 Hektar für Ausgleichs- und Baumaßnahmen angeblich schockiert war. Doch was hätte ein solcher Interessensvertreter noch tun sollen, wenige Tage vor Ende der Fristen? Wo war er davor? Wo doch jeder schon lange vorher wusste und auch heute weiß, dass die Flächen Rügens kostbar, das Ackerland unersetzlich ist. Zumal das ökologisch zertifizierte wie das von René Thom in Samtens. Er verliert gleich zweimal Land: in Samtens für eine Auffahrt die Weidefläche seiner Hühner und Gemüseacker und in Stönkvitz für Ausgleichsflächen. Da werden Büsche auf Ökoland gepflanzt.
Es gibt weitere Aktive, ebenfalls heute populär in Sachen Wirtschaft, A20 und B96n. Davor über fast 20 Jahre als Chef des Fährhafens Sassnitz-Mukran und heute eben Lobbyist im Stand des Rentners. Ob er wohl jemals die als Touristennotwendigkeit vorgeschobene Brücke und Straße als das benennen würde, was sie wirklich ist? Eine Infrastrukturmaßnahme für die Logistik des Fährhafens, der 3,5 Stunden Revierfahrt mit Lotsen nach Rostock spart, eisfrei ist und nicht zuletzt mit dem derzeitigen Nord-Stream-Pipelinegeschäft expandiert und angeblich Straßenkapazität benötigt, obwohl er den umfangreichsten Bahnanschluss der Ostsee gewährleistet und nicht so stark auf Lkw setzen müsste? Favorisiert das Verkehrskonzept der EU sowieso schon lange die Devise from Road to Ship. Zudem mit Terminal zum Umachsen von oder nach der russischen oder künftig finnischen Breitspur und Verladung auf die RoRo-Fähren.
Niemand von den „Wirtschaftslobbyisten“ wird bis zur Fertigstellung der Straße nach Bergen mit 18 Brückenbauwerken sagen, dass der Stau, der auch nach Eröffnung am 20. Oktober 2007 nicht abgenommen hat, künftig vor der Kreisstadt stehen wird, da beispielsweise das Mönchgut dem Verkehr einfach nicht mehr gewachsen ist. Auch nicht der kreiseigene Öffentliche Personnennahverkehr (ÖPNV), weil ebenfalls straßenabhängig und keinesfalls auf eine Ersatzleistung statt des Individualverkehrs aus. Dafür ist die Kfz-Lobby wieder zu groß. Vor allem, wenn die Brücke für bisher über 125 Millionen Euro nun freie Fahrt suggeriert und die schnellen Tagesgäste von Hamburg und Berlin antreten, die nachhaltigeren Wochenurlauber dann zusätzlich zu verärgern. Auf Hiddensee im Kleinen lange schon zu beobachten.
Niemand hört auch heutzutage mehr gerne, dass der zwischenzeitlich wegen Bordellbesuchen in St. Petersburg, finanziert aus der Portokasse des Fährhafens, verurteilte frühere Geschäftsführer als Lobbyist beim IHK Verkehrsausschuss gar intern diskutierte, ob man nicht einen Einbahnverkehr am Hafen vorbei über die Feuersteinfelder leiten solle. Das hat ihm dann vor seinem Fall glücklicher- und wohl auch schlauerweise jemand ausgeredet. So leicht wollte man es Marlis Preller und den sogenannten Grünen, wer immer das auf Rügen auch heute sein soll, dann doch nicht machen.
Doch merke: ebenso wie die verdeckte Lobby für Brücke, Straße, Verkehr und weitere Großbauten ihre Unterstützer hat – beispielsweise das mittlerweile abgelehnte DONG-Kraftwerk, wo sich die selben Befürworter immer wieder treffen –, so steht Marlis Preller nicht alleine da. Sie ist nur ein Kopf, dessen sinnbildlich gesehen, Hände und andere Gliedmaßen von vielen anderen mit bewegt werden. Da muss man dann für die Sache eben auch mal eine (grüne) Kröte schlucken.
© 2009/Felix Krull