Seiten

Dienstag, 16. November 2010

Rügen: Internethandel lange nicht ausgenutzt - Produzenten und Kunden finden nicht zusammen


Karin Breitenfeld im Gespräch mit Andrej Hoch und Birgitta Burgert im Vortrag. 
Fotos: ostseh/Küstermann

Putbus (ostSeh/K.B.) Das Internet hat sich in den letzten Jahren als Ort etabliert, an dem nicht nur Kunden vielfältige private Einkäufe tätigen. Theoretisch könnte dort die für manche dringend notwendige markterweiterung liegen. doch wie kommen Werbe- und Vertriebsmöglichkeiten für deren Produkte und Dienstleistungen zusammen? Internet ist bisher vor allem in der Provinz ein enormer Gewinn für den Kunden gegenüber dem oft unterkapitalisierten Einzelhandel. Bei schneller Logistik auch für Frischeerzeuger, die dennoch eine gewisse Regionalität wahren wollen. Da ist die Tendenz steigend. "Gerade für interessante Nischenbereiche wie dem Handel mit regionalen Produkten ist allerdings festzustellen, dass Anbieter und Nutzer auch auf Rügen zu langsam und zögerlich zueinander finden", stellt Karin Breitenfeld vom IT-College Putbus beim Internetstammtisch fest. Immerhin existiert ein Rügen-Produkte-Verein seit 1996.

Ziel des 2. Rügener IT-Stammtischs am IT-College Putbus war die Bewegung. Nach vorne. Bewegt hätte sich mancher übrigens auch gerne angesichts der desolaten Akustik im neu sanierten Veranstaltungsraum des Colleges. Nach draußen. Schneller, als der Veranstlaterin lieb gewesen wäre. Denn es hallt dort und fehlt eine Akustikbehandlung des Raumes, muss den Betreibern leider ins Klassenbuch geschrieben werden. Es sieht hui aus, klingt aber wie ....ein Bahnhof. Dennoch hielten die Teilnehmer bis auf eine alle bis zum Ende durch.

Andrej Hoch, Betreiber der Internethandelsplattform www.regionale-frische.de  hat so seine Erklärung dafür: “Hoteliers und Bauern passen einfach nicht zusammen, wenn es um den Arbeitstag geht.“ Das wird verständlich, verdeutlicht man sich den Arbeitsbeginn der Bauern so zwischen fünf und sieben uhr und den der Gastronomen, die nach einer langen Nacht gegen elr oder ein wenig früher (entscheider zumindest) in die Küche kommen. Deshalb hat Hoch eine ausgefeilte Plattform entwickelt, die selbst Risiken in der Kommunikation bei unterschiedlichen Arbeitszeiten problemlos ermöglicht. Nach dem Muster „Gastronom sucht Bauer“ hat er sich auf den Weg gemacht, regionale Produzenten landwirtschaftlicher Güter mit potentiellen Abnehmern im Einzelhandel und der Gastronomie zusammen zu führen. Immerhin mehr als 200 Teilnehmer setzen inzwischen ein Erfolgssignal in Schleswig-Holstein. Grund genug, dass Modell auch auf andere Regionen auszudehnen. Den Entfernungsrahmen der Regionalität bestimmen dabei die Nutzer zum Beispiel mit ihren Liefer- und Kaufbedingungen selbst. Rügen mit seinem starken Standbein Tourismus und nicht wenigen Inhabern des Siegels „Regionale Esskultur“ könnte in der Tat von einem solchen virtuellen Marktplatz gut profitieren. Bisher kaufen von den Siegelwahrern jedoch kaum welche Regionale, was aber auch kaum jemand auf Rügen kritisiert. Aber zumindest im realen handel scheinen da neuen zeiten anzubrechen. Die Vorteile des Internets liegen laut Hoch ebenfalls liegen auf der Hand: der Marktplatz im Internet hat rund um die Uhr und auch sonntags geöffnet, funktioniert von der Angebots- und Nachfrageseite gleichermaßen und der gesamte Abwicklungsprozess, einschließlich Verfügbarkeitsabfrage, Lieferschein- und Rechnungserstellung funktioniert weitgehend automatisch. Die einzige, aber entscheidende Voraussetzung, dass der Shop auch auf Rügen funktioniert, besteht darin, dass die regionalen Anbieter, Einzelhändler und Gastronomen ihre Chancen erkennen und sich diese Handelsmöglichkeiten erschließen. Von Seiten des Betreibers wird mit einem kostenfreier Schnupperstart und der Aussicht einer künftigen Öffnung für private Endverbraucher geworben.

Dass aus dem Publikum schon da ein Einwand zu Kosten kam, konnte Hoch umgehend parieren: "rechnen sie doch mal auf zwölf Monate die Gebühren aus. Dafür bekommen sie aber eine sehr kleine Anzeige in Printmedien." Soll heißen, wer das nicht aufbringt, sollte auch lieber wieder lassen. Dass das Kopfschütteln an manchen Teilnehmere-Plätzen beim Vorstellen des komplexen Forums ebenfalls nicht aufhörte, zeigt auch, wo manche bis heute stehen. In MV oder auf Rügen. Denn hier hat Hoch drei in Schleswig Holstein 200 Kunden.

Erste Mühen des Fußfassens auf Rügen hat Frau Birgitta Burgert schon hinter sich. Die Betreiberin des virtuellen Rügenshops ist seit vier jahren online. Sie hat allerdings auch von vornherein insbesondere die Privatkunden im Blick, die sie auf und außerhalb der Insel mit Rügenprodukten bedient. Geschenkkisten für Rüganer, die mal eben anderen etwas Gutes tun und die Erinnerungsprodukte für die abgereisten Urlauber, die für ihre leckereien Nachschub fassen wollen. Eine Zusammenarbeit mit der Firma Insellogistik, die in ein kleines Lager vorhält, hat sich inzwischen etabliert. Wenngleich ein Teilnehmer auch den Vorteil der Kombination mit einem realen Ladengeschäft zur Kostendeckung vorschlug. Gerade in der Vorweihnachtszeit und auch für Firmen ist das Angebot des Geschenkeversands gleichwohl auch rein virtuell interessant. Unter www.ruegenshop.eu können neben Lebensmitteln aller Art auch Bücher, Kalender und Kreidemännchen von der Insel Rügen geordert werden.
Leider blieb Frau Burgert bei Wirtschaftsdaten eher nebulös. Sie konzentriete sich eher auf ihre Motivation, wie sie manches Forum nach welchem Kriterien gestaltet hat.

Ergänzend sei gesagt, dass mit Lebensmitteln auf Rügen natürlich auch andere, erfolgreiche Shops funktionieren. Da sei die Rügener Landschlachterei genannt, die an der Schlachterei in Gademow einen kleinen, stationären Laden ebenso wie einen mobilen Verkauf auf der Insel betreibt. Kaum jemand weiß jedoch, dass Anbieter wie Manufaktum deren Lebensmittel, oder die Direktvermarktung durch den Internetshop der Landschlachterei direkt einen Großteil des Umsatzes derer Produktion ausmachen. http://www.ruegenfleisch.de

Der nächste IT-Stammtisch ist laut Veranstalterin inzwischen bereits in der Vorbereitung und wird sich mit den Schnittmengen zwischen Tourismus und IT beschäftigen.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
footer