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Freitag, 13. Mai 2011

Rügen: Handwerker betreut Gingster Museum für internationalen Museumstag

Der künftige Schuhmachermeister Christian Plitzkow beim Überprüfen von Laufeigenschaften neuer Schuhe an seinem Arbeitsplatz im Bergener Schuhaus Wagner.Foto: ostSeh/Küstermann
 
Rügen. (ostSeh) Den kommenden Internationalen Museumstag am Sonntag dem 15. Mai nehmen zahlreiche Museen alljährlich zum Anlass, mit besonderen Aktionenen und speziellen Führungen ebenso wie vergünstigten Eintrittspreisen für sich zu werben. Die Mönchguter Museen vereinigen professionell mit einem starken Förderverein insgesamt acht Standorte und zeigen routiniert Ausstellungen zur Geschichte Rügens, der Halbinsel Mönchgut und zur Fischerei.

Schwerer tun sich da die Akteure im Westen der Insel. Die Gingster Handwerkerstuben haben ebenfalls Tradition. Sie werden dieses Jahr nach Gründung von Hans Karl Stoll (1921 bis 1999) 40. Dennoch gelten sie nicht als Ort der Harmonie oder Professionalität. Ein funktionierender Förderverein als Unterstützer existiert nur im Ansatz. Die Konflikte jedoch im Überfluss (OZ berichtete). Und so musste ein mittlerweile externer Gingster Handwerker sich der Sache des Museumstages annehmen. In letzter Minute startet er nun durch.

Christian Plitzkow, Schuhmacher aus Gingst in dritter Generation und schon das eine oder andere Mal dort mit seiner Schuhmacherei aktiv, hat sich den Segen des Kulturausschussvorsitzenden Karsten Lange geholt. Nun darf er alles und wirbelt noch diese Woche. "Wir können schon die Feuerwehr aufweisen, die irgendwo eine Rauchbombe zünden soll und vielleicht auch mit historischem Bezug zum Stadtbrand die alte Handspritze zum Einsatz bringt. Auch wenn jene damals eben gerade nicht zur Verfügung stand."

Plitzkow selbst besetzt mit seiner Kollegin aus dem Arbeitsleben als Orthopädieschuhmacher gleich diese Zunft in der gut ausgestatteten Museumswerkstatt doppelt und kündigt dazu noch andere Handwerker an. "Im Efeuhaus wird ein Weber antreten und real zeigen, wie das damals nach Ende der Leibeigenschaft war, als die ehemaligen Leibeigenen plötzlich in Schlaf- und Wohnstube Weber sein sollten. Denn das war das Konzept von Pastor Picht zur Überwindung der drohenden Arbeitslosigkeit."

Auch das Schmiedepaar Stefan und Katharina Kelting kommen für diesen Tag kurzfristig zurück. Die beiden Waffenschmiede betreiben ihr Handwerk heute in einem Nachbarort, nachdem es zu Konflikten mit dem Museumsverein gekommen war. Die historische Schmiede steht heute im Alltag leer und ein Gitter sperrt die leblose Werkstatt, die einmal eigens aus Berglase nach Gingst versetzt wurde. Da stehen dann die Besucher.

"Am Museumstag jedoch soll hier wieder einmal richtig Leben sein", sagt Plitzkow und weiß, worauf es ankommt. Auch rund um die Schmiede sollen alte Motoren tuckern und blubbern. Die sind beim Förderverein angesiedelt. Doch anders als die Mönchguter Museen sind die Gingster Handwerkerstuben keinesfalls als freiwillige Leistung der Kommune in ihrem Bestand gesichert. Zwar kümmert sich nun doch der Cafébetreiber Olaf Müsebeck als früherer Leiter wieder in Teilzeit darum, doch die Kuh ist noch nicht vom Eis, weiß auch Plitzkow und will sich daher zunehmend engagieren. Mit dem internationalen Museumstag gibt er seinen Einstand. Was Karsten Lange mit Respekt anerkennt. Auch andere Gingster werden das genau beobachten. Eine Chance also.

Der Musemshof übrigens dient für alle Aktivitäten als Klammer. Dort bietet das Museumscafé die Gastronomie, damit die Gäste unter den Bäumen auch einfach nur träumen können... KÜMA

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