Seiten

Mittwoch, 18. Mai 2011

Statt Stärkung spaltet Tesch die Unterwasserarchäologie


 Fotos: ostSeh/Küstermann

Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege (LAKD) erhält für unterwasserarchäologische Arbeiten ein geeignetes Schiff. Sagt ungetrübt der jahrelangen Praxis Kultusminister Henry Tesch. Er hat dazu am 18. Mai eine Vereinbarung mit der auf Rügen ansässigen Firma UWA-Logistik GmbH auf den Weg gebracht.

Schwerin/Rügen. (ostSeh) Die Vereinbarung ermöglicht es dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, für seine Unterwasserarchäologie das dafür ausgestattete Schiff Goor II anzumieten. Von der schon seit langer Zeit und bis 2006 erfolgreich eingesetzten Basis „Seefuchs“, einem für Tauchzwecke umgerüsteten 26-Meter-Kutter und dem aus der Auflösung der Sektion Unterwasserarchäologie beim Landesamt gegründeten Verein Archaeomare oder von Ausschreibungen für geplante öffentliche Aufgaben bei mehreren Anbietern in der Ostsee ist in der Erklärung Teschs allerdings nicht die Rede.

Geplant sei zudem, ab 2012 zwei neue Stellen für die Unterwasserarchäologie zu schaffen. Diese Stellen seien notwendig, um die gesetzlichen Landesaufgaben zu erfüllen. Sie waren, das verschweigt Tesch jedoch, alle schon einmal besetzt und fielen Sparmaßnahmen zum Opfer. Seither kommt das Land seinen Aufgaben in der Unterwasserarchäologie nicht mehr nach, lässt Artefakte wie die Stralsunder Kanus wegen Konservierungsmängeln verrotten oder sie wie das Ralswiek-Wrack im einst ambitioniert begonnenen Museum für Unterwasserarchäologie in Sassnitz vor sich hingammeln. Die zahlreich eingegangenen Fundmeldungen aus Kreisen der unterwasserarchäologischen Taucher und von anderen Verbänden werden weder quittiert noch aufgearbeitet.

Davon unberührt sagt Kultusminister Henry Tesch: „Ich freue mich, dass wir mit dem Schiff die Arbeitsbedingungen für die Unterwasserarchäologie grundlegend verbessern können. Die bisherigen Arbeitsmittel für unterwasserarchäologische Bergungs- und Dokumentationsarbeiten waren unzureichend. Mit der Anmietung des Tauchereinsatz- und Forschungsschiffes "Goor II" sind ab August zeitnahe Einsätze in ganz Mecklenburg-Vorpommern möglich.“ Was er verschweigt: der Seefuchs würde mit eben denselbem Aufwand im Museumshafen Greifswald oder am Stralsunder Dänholm, je nach Liegeplatz und Fahrterplan, ebenso bereitstehen, sagt einer der Eigner Oliver (Ole) Schmidt..

Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege ist neben dem Schutz der Bodendenkmale an Land auch für den Schutz der Bodendenkmale unter Wasser zuständig. Eigentlich solltte es auch das Unterwasserarchäologische Museum in Sassnitz betreiben, das vom Amt einmal ins Leben gerufen wurde. Bei überraschenden Funden, aber auch bei langfristig geplanten Grabungen wie beispielsweise beim Bau der Nordstream-Pipeline habe laut Tesch bislang kein Fahrzeug zur Verfügung gestanden, das für unterwasserarchäologische Bergungs- und Dokumentationsarbeiten ausgerüstet war. Sagt Tesch entweder bar jeglicher Kennnisse oder wider besseres Wissen.

Mit der Firma in Putgarten auf Rügen ansässigen UWA-Logistik von Geschäftsführer Andreas (Eckbert) Grundmann sei ein Weg gefunden worden, ein für unterwasserarchäologische Arbeiten geeignetes Fahrzeug zu beschaffen und dauerhaft für die Nutzung durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege vorzuhalten. In den Zeiträumen, in denen das Schiff nicht für Bergungen und Dokumentationen verwendet wird, wird es von der Firma UWA-Logistik auch an andere Interessenten wie beispielsweise an den ehrenamtlich arbeitenden Verband der Unterwasserarchäologen Mecklenburg-Vorpommern vermietet.

Im Vergleich zu Fischereifahrzeugen wie dem für Nordstream von UWA-Logistik umgenutzten Fischkutter und anderen Arbeitsschiffen, soll die „Goor II“, ein umgebauter finnischer Fischkutter, in Hinblick auf Forschungstaucherarbeiten und Sondierungsfahrten den Vorteil haben, dass sie für Grabungen, Monitoring oder auch spontane Erkundungsfahrten flexibel und schnell einsetzbar ist.

Das Schiff wird nach den zeitweilig ruhenden Umbauarbeiten bei REAN Sassnitz ab dem 1. August einsatzfähig sein. Der Heimathafen ist dann Wiek auf Rügen. Die monatliche Bereitstellungsgebühr für das LAKD beläuft sich auf 200 € netto.

© 2011 ostSeh/küstermann


Info zur Firma:

Auszug aus dem Geschäftsbericht:

Die Gesellschafter der UWA-Logistik haben durch Kapitalerhöhung um 22.000 Euro die UG (Unternehmergesellschaft mit Haftungsbeschränkung), die im Juni 2009 gegründet wurde, per Notarvertrag vom 31.03.2011 zur „regulären“ GmbH gewandelt. Zeitgleich wurde der Sitz der Gesellschaft nach Putgarten auf Rügen verlegt. Die Post- und Verwaltungsanschrift bleibt im Hessischen Butzbach, dem Sitz des Berufstaucherverbandes..

Nach einem erfolgreichen ersten Geschäftsjahr 2010, noch ohne die Goor II als Hauptaktivität der Gesellschaft, konnte nun eine Beteiligung akquiriert werden, die als "typisch stille Beteiligung" eingegangen wird. Durch den daraus resultierenden Kapitalzufluss, die Kapitalerhöhung durch die Gesellschafter und weitere Bürgschaften der Gesellschafter ist nun der Finanzrahmen zum vollständigen Umbau der Goor II als Forschungs- und Tauchereinsatzschiff geschaffen. Noch im Spätsommer ist mit der Abnahme durch die BG Verkehr als Aufsicht der Berufsschifffahrt (ehemals See-BG) zu rechnen, so die drei Gesellschafter. Folgend kann das dann in der Form und mit der Ausstattung an der deutschen Ostseeküste einmalige Forschungs- und Tauchereinsatzschiff endgültig in Dienst gestellt werden.

2 Kommentare:

Gerald Link hat gesagt…

Sehr geehrte Leser/innen, dieser Artiekl gibt nicht alle das Thema betreffende Informationen wieder. Unter anderm wurde weder die im Artikel genannte UWA-Logistik GmbH hierzu befragt, noch einzelen Personen die im Artikel benannt wurden. Es gibt aktenkundige und sachliche Gründe, warum es zu den zum Teil richtig wieder gegeben Entwicklungen kam und warum z. B. das benannte Schiff Seefuchs nicht wirklich als Alternative angenommen werden kann. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung, UWA-Logistik GmbH, Gerald Link, Geschäftsführer

lufitkus-ruegen hat gesagt…

der text basiert auf einer pressemitteilung des ministers henry tesch und wurde durch einige fakten, die das häufig wechselnde ministierum vielleicht gar nicht kennt, ergänzt.

wundersam ist allerdings, und das sollte wohl das landesrechnungsamt interessieren, dass darin suggeriert wird, aufträge des landesamtes automatisch an die obige firma zu vergeben. unseres wissens nach gibt es jedoch neben zwei vereinen auch profis, die an solchen bergungsaktionen wie die der nord-stream AG an der schiffssperre nach europäischem recht beteiligt werden müssten.
kapitän oliver schmidt vom autor dazu befragt, würde unter bestimmten voraussetzungen ebenso umgehend für einen einsatz zur verfügung stehen. was im beitrag des ministeriums so dargestellt wird, als ob es gar kein schif gäbe. mit dem basisschiff seefuchs wurden jedoch schon ebenso diverse expeditionen durchgeführt. auch mit sidescan.

Kommentar veröffentlichen

 
footer