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Donnerstag, 10. Dezember 2009

Rügen: Gastro-Hitlisten für 2010: immer wieder verblüfend!



Andre´Vujtech (mit neuen Teller von Kathrin Grünke) und damit sein Meeresblick Göhren rutschte erstmalig im Ranking hinter Stefan von Heine mit seinem Le Jardin( hier Kochschule Wild an der Kirche Landow).

Peter Knobloch beginnt, die Liste nochmals ganz von hinten aufzurollen....

Fotos: © ostSeh/Küstermann


Rügen/MV. (ostSeh) Wer glaubt, das Lesen der Hitlisten lohnt sich nicht, ist schon wieder eines Besseren belehrt. Die Endwertung der Mittelsumme aus sechs Gastro-Führern ergab nochmals etwas anders, als die Einzelwertungen haben vermuten lassen. Dass die sechs Sterne die Liste in MV anführen, muss sein. Sonst wäre der Beliebigkeit gar keine Grenze mehr gesetzt. Und dass damit auf Rügen Ralf Haug von Platz 16 auf sechs steigt, ist auch normal. Ein Ausnahmekoch, der wohl auch weitere Ausnahmewertungen nach sich ziehen wird. Dafür hat er seine nixe an deer Strandpromenade gut gewählt. Groß genug, um wirtschaftlich sein zu können, jedoch klein genug, um manchen Wünsche entgehen zu können. Und da lässt sich wohl auch eigener Stil noch konsequenter entwickeln. Rügen tut (es) gut. Nochmals Glückwunsch.

Da hat Stefan von Heine als oberster Küchenchef von vier Restaurants im Dorint-Hotel Park Ambiance in Sellin mit seiner verjüngten Crew doch ganz andere Voraussetzungen. Und in diesem Jahr kann er mit dem Weggang von Barbara Lembke, seiner langjährigen Sous-Chefin und Arbeitsgefährtin über mehrere Hotelstellen auch von großen Umbrüchen in seiner Küche sprechen. Doch das macht Kontinuität aus, wenn einer über Qualität wacht, obwohl der Chefkoch mit Hoteldirektorenaufgaben selbstkritisch sagt, dass er dieses Jahr nicht immer wusste, was so über den Pass ging. Von 12 auf sieben ist das Le Jardin im Ambiance wieder gestiegen. Um so beachtlicher, weil Andre Vujtech im Göhrener Meeresblick nach Inhaberwechsel und doch nur halbherziger Abnabelung von Peter Knobloch, der in der Nachbarschaft als Kochlehrer privatisiert, zwei Plätze auf den zehnten Rang verloren hat. Das hatten aber die Tester schon ins Stammbuch geschrieben, dass sie nun eine eigene Linie erwarten und nicht das nach dem Wechsel propagierte „weiter so!“. André Vujtech mit seiner Crew ist jung und sollte eingespielt sein. Doch wenn sie Küchenparty oder Lehrlingskochen wie früher unter Peter Knobloch weiter praktizieren, sollten sie eben auch mal ein Paar Multiplikatoren hinzubitten, um die kulinarischen Ergebnisse und Erlebnisse ins Land zu bringen. Vor allem, wenn die Gäste ausbleiben. Sonst bleibt der Laden dauerhaft leer.

Auch Stefan Frank im Greifswalder Le Croy übrigens muss die Gratwanderung zwischen wirtschaftlicher und populärer Tagesküche machen und die Abendküche a la Carte im Auge behalten. Und nebenher auch noch die Trüffelherstellung. Das kostet dann auch schon mal zwei Plätze.

Erwähnenswert dass die Rüganer Restaurants zwischen Platz 20 und 30 alle aufgewertet wurden, den größten Sprung dort jedoch der Flug von Henry Krüger, Landgasthof Kiebitzort auf Ummanz, der von 54 auf 24 jumpte. Und das, obwohl Rammstein dann doch ihre Proben für die neue CD nicht in der Einsamkeit ihres früheren Bandkochs absolvierten. Er hatte es sich übrigens abgewöhnt, auf die Punkte zu schielen, sagt Henry, frischer Vater und aus dem Ungarn-Urlaub zurück, als Kommentar auf die Gratulation. Und freut sich bei dieser Überraschung um so mehr.

Im Segment der weiteren 30 Plätze bis 64 in der Liste aus MV kommen übrigens alteingesessene Restaurants aus Binz, Sellin und sogar Lohme vor. Erstaunlich dabei, dass die Masse an Gästen offensichtlich den Wettbewerb in Binz nicht so vorantreibt, wie man das erwarten dürfte. Dort ist man in der Küche wohl früher satt, als der Gast. Und dann wäre eigentlich alles gesagt, würden wir nicht unverhofft als neuen Senkrechtstarter den altbekannten Küchenmeister und Kochlehrer Peter Knobloch mit seinem Kräuterrestaurant in Göhren in den Rängen entdecken. Jetzt will er es also nochmals im Einzelwettbewerb wissen. Das wird spannend, weil so drei hervorragende Häuser in Göhren dem Ort doch noch die Rolle geben können, die Ulrich Grampp sich als Gourmet-Treff wünscht. Und die vier Rügener Titanen dann noch für weiteren Wettbewerb mit den Aufrückern wie Henry sorgen.

Für die Statistik. 20 Restaurants von 64 sind in MV mit einer erwähnenwerten Punktezahl in den Gastroführern für Rügen gelistet. Und sie nehmen weiter zu. Da kann sich die Insel mit ihrer gesunden Konkurrenz doch was einbilden....

Auch, weil sich am Horizont an der Versorgungslage auf Rügen mit frischen Kräutern, Gemüse und Obst etwas ändert. Und damit an der schon gehobenen Qualität. Aber davon später.

Ganz lokal betrachtet, lautet das dann für die Rügen-Five so:

  • niXe
  • Ambiance - Le Jardin
  • Meeresblick
  • Berliner Salon, Göhren
  • Landgasthof Kiebitzort, Ummanz

Das Ranking im Land ist dieses...


Hier hinter dem link stehen die weiteren Platzierungen in Mäc-Pomm :-) bis Platz 66, entstanden aus der Bewertung von sechs hochrangigen Gourmetführern und zusammengefasst bei Restaurantranglisten, vormals Volkenborn-Liste. Auch beim Betrachten der ersten dreißig Plätzen nehmen noch immer heftig viele Rügener Spitzengastronomen mit ihren Restaurants und Häusern am hochrangigen Wettbewerb teil. Was diese subjektiv häufig natürlich nicht so sehen, betrachten sie die hier vor ihnen platzierten Kolleginnen und Kollegen. Frauen übrigens sind in der Spitzengastronomie selten. Was in der Regel nichts mit Qualität sondern mit Arbeitsteilung zu tun hat. Und vermutlich auch Rollenteilung.

Doch bevor mich wieder klein Adolf verklagen möchte oder ein loyaler Gast seines immer unterbewerteten Gutshauses nahe Bergen fragt, wodurch ich denn eigentlich prädestiniert wäre, übers Essen zu schreiben und das dann auch noch zu veröffentlichen, folgendes Beispiel. Das zeigt, wie alles dem einsteinschen Gesetz der Relativität unterliegt.
Und ein letztes Mal: was hier an Bewertungen steht, ist natürlich nicht auf dem Mist des Autoren sondern mit meist teuer bezahlten Essen der Tester entstanden. Die sich, so seriös, nicht aushalten lassen, was dem Journalisten manchmal mehr Rückrat abverlangt, da dieser kein Spesenkonto einer Fachzeitschrift sein Eigen nennt. Dieser schmückt die Erkenntnisse dann allerdings mit Lokalkolorit und damit auch fast nur ihm vorbehaltener Sachkenntnis aus..

Wie subjektiv Bewertungen sein können, zeigt also ein Beispiel, das jedoch nur vor Ort wahrzunehmen. Da ist das 'negro' in Binz. Angesiedelt in einem Design-Hotel. Mehrfach ausgezeichnet, das Hotel. Für seine ohne Zweifel beachtliche Architektur. Dessen Küche, wir erinnern uns, schon mit Eröffnung einen Platz im Feinschmecker hatte, obwohl der Redaktionsschluss das eigentlich nicht zugelassen hätte. Aber irgendjemand vom Feinschmecker soll auch auf Rügen eine Kochlehre gemacht habe.. Soll mal so vage hier eingeflochten sein.. :-)
Vor Ort weiß man natürlich um die Probleme, im das negro tragenden Hotels, einen Spitzenkoch oder auch eine Geschäftsführung zu etablieren, die sich auch halten können. Gerüchte vom Spüler an der Frühstücksküche oder Fremdversorgung von Gesellschaften mangels eigener Kapazität halten wilde Urständ. Daher also eine Küche, die in der Restaurantbewertung keinem persönlichen Namen eines Kochs trägt. Der Wechsel war zu häufig und abrupt. Doch immerhin, mag man, schon so subjektiv eingestellt, konstatieren, in Binz würde dann mindestens auch noch die Strandhalle bewertet gehören. Oder in Gagern (Westrügen) die Alte Schule, deren Jungkoch ein exzellenter Knobloch-Absolvent, auch eine eigene Land-Küche etabliert hat. Dort gibt es übrigens auch im Winter Koch-Erlebnisse, indem Themenabende auf Reservierung auf der Karte stehen.

Ein wirklich letztes Kuriosum ist, dass der Feinschmecker in seiner Wertung vom September 2009 die Küche des negro als „nicht empfehlenswert“ eingestuft hat. Das 'Privileg' hatten nur zwei Häuser in Deutschland. Und nun steigt trotz dieser Bewertung seine Platzierung von Platz 54 auf 36. Da reiben wir uns schon etwas erstaunt die Augen, gelle?

Was also tun mit den Bewertungen, die der Leser gut findet, gar teilt? Soll er diese wegen vorgenanntem nun aussondern und allesamt als Rubbish, shit, Müll deklarieren? „Korruptes Pack, verfressene Gourmands“ schreien? Nein, natürlich nicht. es bringt einen wieder an diesen Punkt zu sagen, dass Tester auch keine Götter sind, nichts Absolutes an sich haben und dass es sich lohnt, mal wieder selbst die Probe aufs Exempel zu machen.

„Schatz, gehen wir mal wieder schmackofatzen, ähhh essen? T''schuldigung, Frank Rosin sagt das eben nach wie vor so treffend. Und die Häuser, bei denen Preis und Leistung stimmen, die haben wir ja. Das kann natürlich auch einfach der durchgehend seinen Pizza-Ofen heizende Süd-Italiener Cosimmo Sanzone im Sassnitzer Hafen sein, der manches Gericht seines Porto-Fino auch zur Bewertung geben könnte.

© ostseh/andreas küstermann

2 Kommentare:

Hans hat gesagt…

Interessanter Bericht! Gut zu wissen. Danke für diese Infos. Muss nur noch was sagen...Der teller vom ersten Bild finde ich echt wunderschön:) Wie kann ich so einen besorgen...?

ostseh hat gesagt…

hi "hans",
wenn ich nun wüsste, wo ich hans erreiche?? der link ist mir zu unpersönlich, um dort eine nachricht zu deponieren....

gäste des lokals meeresblick in göhren bekommen den teller dort zu kaufen. manche davon, nicht alle. teller, nicht gäste :-)

ansonsten ist die malerin die binzer künstlerin kathrin grünke im haus karoline.

http://www.hauskaroline.de/

hoffe, das hilft.
grüße der autor

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