Seiten

Montag, 12. Oktober 2009

Rügen: Schneckenfarm geht in Winterschlaf

Jean Luc Robert ist mit seinen Burgunderschnecken in Scharpitz erfolgreich

Foto: ostSeh/Küstermann

Scharpitz/Rügen. (ostSeh) Damit das Süppchen nach Scharpitzer Art mit Rügener Schnecken schmeckt, müssen die Schneckenzüchter L. Udo Perrey und Achim Hechtner noch einiges tun. Die Geschäftsidee der beiden Hartz-IV-Empfänger entwickelt sich seit 2006 zu Norddeutschlands erster Schneckenzucht. Im Heimbetrieb, weil für professionelle Arbeit 100.000 Euro investiert werden müssen. Doch für die gastronomische Vermarktung haben die Ideengeber seit diesem Jahr den Koch und Feinschmeckerexperten Jean Luc Robert hinzugeholt. Auf Rügen kein Unbekannter. Der gebürtige Franzose hat als Eigenkapital sein Wissen um die Burgunderschnecken, die Grand Cru, mitgebracht. Den Weinbergschnecken ähnlich, wachsen sie schneller und werden größer. Diese legten jetzt erstmalig in Scharpitz, wenn auch noch bescheiden, Nachwuchs.

2006 hatten die beiden Züchter mit etwa 5500 in Polen eingekauften Weinbergschnecken begonnen. Im eigenen Garten legten sie drei Parzellen an, in denen die Tiere inzwischen kräftig für Nachwuchs sorgen. Und auch die Parzellen, in denen es im Sommer und Herbst schön bunt blüht, haben zugelegt. Sechs sind es zwischenzeitlich geworden und eine soll die Grand Gru beherbergen. Dafür wird nun nochmals bis 15. Oktober unter den letzten wärmenden Strahlen der Nachwuchs eingesammelt.

Abnehmer für die als Delikatesse geschätzten, aber europaweit geschützten Weinbergschnecken gebe es vor allem in Frankreich, Italien und Spanien, sagt L. Udo Perrey. Daher komme die Ergänzung mit der Burgunderschnecke gerade richtig. Der geplante Verkauf der Schnecken ist für 2010 angedacht, nachdem die Beete auf bis zu einer Gesamtfläche von einem halben Hektar erweitert worden sind. Mangold, Mais, Sonnenblumen, Raps, Futterkohl und Zichorie sorgen für das Wohlbefinden. Das sind die Lieblingsspeisen der Zwitter, die vor allem in warmen Morgenstunden dort zu Dutzenden hängen oder auch auf der Flucht eingesammelt werden müssen. Deren französische Art allerdings erreicht schon binnen eines Jahres die Schlachtreife. Weinbergschnecken hingegen sind nur zweijährig geschlechtsreif und benötigen bis zum Auswachsen ebenso lange. Mitte Juni war die Eiabgabe beider Arten und zusammen mit Jean Luc Robert sind die Schneckenfarmer nun nicht nur auf der Suche nach den letzten Jungtieren. Sie suchen auch einem Gastronom, bei dem vor der eigenen Investition in eine Verarbeitungsküche nach Kriterien der Hygiene Varianten von Schneckenprodukten getestet werden können.

Zurzeit leben rund 70000 Schnecken auf einen halben Hektar. 25 000 sind nach Züchterangaben im laufenden Jahr geschlüpft. Doch jetzt kommt die Ruhezeit. Noch einmal wird in dieser Woche der Nachwuchs an kleinen Schnecken eingesammelt, während die alten Tiere sich schon fleißig verkapseln.

Jean Luc Robert hat sich kürzlich nochmals davon überzeugt, dass seine Grand Cru, übrigens in Burgund auch eine so bezeichnete Weinlage, tatsächlich unter diesen Bedingungen Nachwuchs produziert haben. Und ist fündig geworden. Als Franzose kann er diese Delikatesse noch weitaus mehr schätzen und hat eine Unzahl von Gerichten während des Rundgangs zumindest verbal auf der Pfanne. „Letztlich macht es doch die Wertschöpfung, ob wir damit erfolgreich sind“, sagt L. Udo Perrey. „Daher müssen wir eigene Formen der Verarbeitung direkt für die Gastronomie anbieten.

© 2009 ostSeh / ANDREAS KÜSTERMANN

1 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Daher komme die Ergänzung mit der Burgunderschnecke gerade richtig. Der geplante Verkauf der Schnecken ist für 2010 angedacht, nachdem die Beete auf bis zu einer Gesamtfläche von einem halben Hektar erweitert worden sind. Weinberschnecken kaufen

Kommentar veröffentlichen

 
footer