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Dienstag, 9. März 2010

Rügen: Seelengeschichte vom Schwan



Fotos: ostSeh/Küstermann

Rügen (ostSeh) Auf der Wiese vor unserer Fensterfront gen Westen hat sich vom Tauwasser ein See gebildet. Dort siedelten sich in nullkommanix Wasservögel an. Darunter natürlich auch Schwäne. An einem Morgen dieser Tage geschah etwas Merkwürdiges. Drei der vier Schwäne – sie treten ja als dauerhafte Lebensgemeinschaften meist paarweise auf – starteten und flogen von dannen. Der oder die vierte wackelte fast wie freudig mit dem Bürzel und blieb alleine zurückblieb. Wirklich alleine, denn auch alle anderen Wasservögel hatten den kleinen Teich verlassen. Schon dieser Anblick stimmte traurig. Er schwamm noch eine Weile, verharrte dann und steckte den Kopf unter die Flügel, starb. Jetzt liegt er dort im Gras und ein Fuchs hat sich schon daran gütlich getan, da das schützende Wasser zurückgegangen ist. Über so einer Geschichte könnte ich tagelang heulen.

An den Straßen Rügens liegen hunderte Vögel und es kommen zunehmend mehr aus dem Schnee. Gerade auf Wittow. Liebe Rüganer, geht nicht achtlos vorüber. Jedes dieser Tiere erzählt eine solche Geschichte. Ohne sentimental zu werden, kann ein Mensch da ja nur einmal kurz inne halten.

Seht ihr also die vielen toten Vögel an den Straßen Rügens, erbarmt euch! Der Frost macht noch immer den Boden hart und die Nahrung für die Tiere unerreichbar. Das Eine ist sicherlich Natur, doch das Andere macht die Seele des Menschen aus. Wie die jenes Mannes, der beim Besuch seine Liebsten in Zubzow aus dem Müritzkreis kommend einen Kofferraum voller Weißbrot und Reis auf die Weise mitbringt. Oder die beiden Öhmchen in Gingst, die ihren Mittagsspaziergang damit verbinden, mal Brot, mal Getreide zu den Schwänen auf dem Acker zu bringen. Auch eine ganz schöne Strecke für die alten Beine.

Der Bauer ohne Seele und sein Verwalter jagen die Tiere allerdings weiterhin. Vom Acker. Doch die Mehrzahl der Menschen hatte ein Einsehen. Auch wenn die Bürokraten noch so lange Hartleibigkeit und irgendwas Vernünftiges von wegen „nicht füttern“ predigten, gab und gibt es doch überall auf der Insel solche Menschen, für die die Putbusserin Rosemarie Halliger stellvertretend steht. Oder Karl Görs aus Zubzow, der an der Wittower Fähre füttert. Ebenso die vielen anonymen Menschen, die allerdings auch die Tiere wegen der hohen Schneebarrieren so nahe an die Straße gelockt haben, dass große Vorsicht auf dem Weg beispielsweise nach Schaprode geboten ist. Aber nun ist alles absehbar. Der Frühling kommt. KÜMA

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, das ist schon traurig alles diesen Winter. Habe bereits anfang Februar auf dem Greifswalder Bodden beim Goor mindestens 30 tote Schwäne entdeckt. nur 2 lebende konnte ich sichten - und auch die sichtlich geschwächt.
Ich gehe mehrmals die Woche hinter meinem Haus auf den Acker und füttere die Schwäne mit Brotresten...

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