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Dienstag, 2. Februar 2010

Rügen - ÖJV: Fütterung von Wild "unnatürlich, unsinnig, kontraproduktiv"!

Foto: ostSeh/Küstermann

Rügen (ostSeh) In diesen Tagen wird in vielen Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns darüber nachgedacht, die so genannte "Notzeit" entsprechend Landesjagdgesetz auszurufen. In vielen Landkreisen ist dies bereits geschehen, wie am Montag im Landkreis Rügen bis 15. Februar. Während die Wildvögel wie vor allem die zahlreichen Schwäne nach Aussagen aus dem Landratsamt Rügen nicht gefüttert werden sollen, wird Wildfütterung für Jagdwild zur Pflicht erhoben. Der in schönstem Amtsdeutsch "Jagdausübungsberechtigte", also der Eigenjagdbesitzer (ab 75 ha Eigentumsfläche) oder der Jagdpächter muss dann für "artgerechtes Futter" sorgen, erläutert der Ökologische Jagdverband durch den Vorsitzenden Falk Jagzent in einer Pressemitteilung. Dies bedeute, entweder Futter in den Wald zu bringen oder zumindest vorhandenes Futter wie Wildwiesen erreichbar zu machen.

Der ÖJV Mecklenburg-Vorpommern als Vereinigung fortschrittlicher, am Naturhaushalt orientierter Jäger, Land- und Waldbauern und Naturschützer stellt hierzu fest: Die Fütterung der Schalenwildarten Rotwild, Damwild, Schwarzwild und Rehwild, um die es hierbei geht, ist aus vielerlei Gesichtspunkten heraus unsinnig und hat in Mecklenburg-Vorpommern nichts zu suchen!

Die Bestände dieser Tierarten seien generell als stark überhöht zu betrachten. Grundsätzlich sind diese Tiere darauf eingestellt, regelmäßig strenge Winter ohne Hilfe zu überstehen. Sie haben dies über Jahrtausende in der wesentlich nahrungsärmeren Natur- und frühen Kulturlandschaft geschafft. Der Winter, der bei uns selten genug kommt, stellt vielmehr auch ein natürliches Regulativ dar, das dazu beitragen kann, schwache Tiere zu selektieren und die Populationen in erträglichen Grenzen zu halten.

Gerade auf Rügen wird im Nationalpark und angrenzend seit Jahren darum gestritten, ob zu viel oder zu wenig Wild dort lebt und wie der Bestand sinnvoll reguliert werden soll. Während die Nationalparkverwaltung von starkem Verbiss durch zu viel Wild spricht, was die Regeneration der Wälder behindere, sprechen angrenzende Jagdpächter wie Uwe Kasten aus Hagen schon vom Mangel an Damwild und legen Wildgehege an.

"Jäger setzen dr Natur die emotionale Ansprache der Bevölkerung mit dem Bild des besorgten Wildvaters und Nothelfers in bedrohlicher Situation entgegen", so Jagzent vom ÖJV. Er stellt in seiner Mitteilung auch das offensichtliche fest, dass sich diese Hilfe nur auf die jagdlich attraktiven Wildarten richtet, deren hohe Populationen man nicht durch Winterverluste gemindert sehen möchte. "Oder haben Sie schon mal etwas von Winterfütterung von Füchsen, Marderhunden, Krähen oder Wieseln gehört? Diese Tiere haben mit Sicherheit nicht weniger zu leiden, jedoch sind sie Konkurrenten des Jägers und werden daher eher nicht den Segnungen der "Hege" unterzogen. Auch die Schwäne wurden eben davon ausgenommen. Deren Fütterer wie Rosemarie Halliger aus Putbus gar mit Ordnungsstrafen bedroht.

Die Fütterung diene letztlich der Bewahrung hoher Wildbestände zur eigenen jagdlichen Freude und das auch noch zu Lasten des Waldes. Durch Wildfütterung werde keinerlei Wildverbiss an Waldbäumen vermieden. Im Gegenteil! Das zusätzliche Futter rege die Stoffwechselaktivität des Wildes, die eigentlich auf Winterruhe eingestellt ist, wieder an, vermehrter und sogar stärkerer Verbiss und Schäle an den Waldbäumen sind die Folge. "Das kann also auch nicht als Argument her halten."

Fütterung sei also laut ÖJV letztlich jagdlicher Eigennutz ohne jegliche vernünftige wirtschaftliche, tierschutzgerechte oder naturschutzrelevante Begründung. Wild soll Wild bleiben!

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